Frisch auf den Tisch | | Sommer 2019: |
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"Les Collines" | "Crépuscule"; Öl auf Leinwand; 180 x 150; 2014 Interview mit Guusje van Noorden |
"Open zaterdag 14 bis 17 uur en volgens afspraak" infomiert der ausgelegte Flyer der Galerie SCHUHWIRTH & VAN NOORDEN, die inmitten der autofreien Altstadt Maastrichts, in der Rechtstraat, in einem der geschichtsträchtigen Patrizierhäuser residiert. Schmal und fünfstöckig, beherbergt es ebenerdig den lichten Ausstellungsraum des Künstlerduos, darüber befinden sich Artothek und Depot, die mit Tageslicht durchfluteten Ateliers und noch eine Ebene höher hängt der Geruch nach Druckerschwärze, stehen Druckmaschine und Planschrank. Hier lagern, staub- und lichtgeschützt die auf Büttenpapier abgezogenen Linoldruckarbeiten der Malerin Guusje van Noorden. Unter den streng formalistisch mit Betonung auf Komposition, Farbe, Textur und Linien angefertigten Druckmotiven fallen sogleich die naturinspirierten Titel "Octopussy Garden", "Feuille Bleu", "Feuille Orange" ins Auge.
Klick AUF BILD © Guusje van Noorden
Guusje van Noorden, Partnerin des Bildhauers Gerard Schuhwirth, Jan van Eyck Academie Absolventin, und mit zahlreichen Preisen wie dem Medaglia d`Oro del Commune di Mapillo ausgezeichnet, lebt und arbeitet in der Stadt an der Maas, die nicht nur auf ein reiches kulturelles Erbe verweisen kann, sondern deren Namensnennung sofort den Vertrag in Gedächtnis holt, der 1992 der europäischen Union nicht nur den Euro, sondern auch offene Grenzen bescherte. Vier Jahre vor diesem Meilenstein war Guusje van Noorden Kunststipendiatin der Stadt Mannheim. Eine der letzten Turmstipendiatinnen der Feuerwache. Bedauerlicherweise. Schweift heute Guusjes Blick über die Alte Maasbrücke, so fiel er 1988 auf den Alten Messplatz. Die damals entstandene, großformatige Lithografie zeigt eine typische Straßenszene. Der Platz: Verkehr umbraust. Man hört geradezu das Rattern und Quietschen der Straßenbahnräder.

Die Stadt Mannheim erwarb gemäß Statut von den Stipendiaten ein druckgrafisches Werk. Laut ARCult Media, Fachpublikation zu Kultur- und Medienthemen "ruht seit einigen Jahren die Vergabe der Stipendien, da die nötigen Finanzmittel nicht zur Verfügung stehen."
Was Wolfgang Biller (stellvetr. Leitung), und Ansprechpartner für Interkultur und Stadtteilkultur auf Nachfrage bestätigt. "In den 1990ern, so Wolfgang Biller, der 1989 zum Kulturamt kam, wurden die Prioritäten neu justiert. Ins Turmzimmer zog u.a. Violeta Dinescu, die mittlerweile renommierte rumänische Komponistin ein, deren Kinderoper "Der 35.Mai oder Konrad reitet in die Südsee", nach einer Vorlage von Erich Kästner, am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt wurde. Heute setzt das Einraumhaus c/o Mannheim auf dem ehemaligen USMilitärgebiet Benjamin Franklin, mit seinem Residenzprogramm für Bildende Kunst, das sich aus der freien Szene entwickelte, neue Akzente.
Wie lebt es sich bei unsrem direkten, für seine renommierten kulturellen Institutionen bekannten Nachbarn? Genauer: Wie lebt es sich als Künstlerin in einer Gegend, die man auch als burgundische Niederlande bezeichnet? In Nachbarschaft romantisch verwinkelter Gassen, mit dem das Stadtbild prägenden Brasserien, Bistrots und Boutiquen? Oder den so gern von Adoleszenten angesteuerten Coffeeshops, die als Menü à la carte Cannabisblüten offerieren? Dem überall spürbaren französischen Flair? Wo Napoleon einst eine Kirche ohne viel Federlesens zum Pferdestall umfunktionierte, Bischöfe sich als Kriegsherren gebärdeten, kurz: die auf der Beliebtheitsskala der touristischen Rankingliste Europas einen der vorderen Plätze belegt? Über eine überaus agile Kulturszene verfügt und eine der international größten Kunstmessen ausrichtet. Im Boschstraatquartier Hausbesetzer ("Landbouwbelang") toleriert und Sakralbauten

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